Der große Etna Ausbruch 1991/ 92

( Vale del Bove / Zafferana Etnea )

 

Auf der Suche nach Sonne führte uns eine verschneite Süditalientour im Dezember 1991 durch eine spontane Kursänderung zum Ätna, ... und wandelte sich in eine eindrucksvolle Vulkanexpedition. Bereits an der Südküste Kalabriens waren aus ca. 100 km Entfernung die Lavaströme des Flankenausbruchs zu sehen. Als Wunder betrachten es die Bewohner der Kleinstadt Zafferana Etnea, dass der ca. 9 km lange, mächtige Lavastrom des seit drei Monaten aktiven Vulkans 200 m vor der Stadtgrenze stoppte.

     

Der Riss im Ätna

Zwei Wochen vor unserer Ankunft öffnete sich an der Ostflanke des Berges ein Spalt in 2400 müNN, der eine enorme Menge an Magma an die Oberfläche brachte. Die eruptive Tätigkeit bzw. die Intensität der Auswürfe war bei diesem Ausbruch verhältnismäßig gering. Die Aufnahmen entstanden am 27.12.1991 und zeigen, dass bei anbrechender Abenddämmerung das Szenario des Vulkans durch die leuchtenden Lavaströme immer farbenprächtiger wurde. Aber erst mal zum Anfang.

           

25.12: Der Aufstieg über Schnee und Eis. Der starke Sturm löste ständig kleine Eisteile welche mit Vehemenz in unsere Gesichter klatschten. Über Nacht wurden wir zudem noch sanft von einer 20 cm hohen Schneedecke bedeckt. Die heftigen Eruptionsgeräusche wurden jedoch keinesfalls gedämpft.

        

Rechts: A. Heidl und U. Hochmann als Silhouetten im Gegenlicht des roterleuchteten Wolkenvorhangs. Die Wolken lichten sich und der Blick auf die Lavaströme 400m unter uns wurde frei (oben). Unten: Die Eruptionsstelle aus ca.1500m Entfernung.

        

Am Morgen des 26.12 machte ich mich von unserem Zelt aus zu den Lavaströmen im Vale del  Bove Plateau auf den Weg. Hierbei musste ich die eisigen Hänge der Serra Vavalaci ca.1 km südöstlich des Montagnola Gipfels überwinden. Bergab war es eine zehnminütige Rutschaktion über 400 Höhenmeter. Als ich am Lavastrom unten "angeschlittert kam", stellte ich mir schon die ernste Frage, wie ich da jemals wieder heraufkommen soll?

         

Zum ersten mal in meinem Leben machte ich die Begegnung mit flüssiger Lava, deren Aussehen ich bisher nur aus Naturfilmen kannte, - ich war fasziniert. Das beruhigende Fließgeräusch des Hauptstromes wurde durch ein "Klirren" der abgekühlten Lavabrocken am Ende der seitlich ausbrechenden Zungen begleitet. Starker Schneefall setzte nun ein. Ein leises rascheln der dicken Schneeflocken gesellte sich dazu. Feuer und Eis, ein nicht zu überbietender Kontrast und Gegensatz der Aggregatszustände trafen jetzt unmittelbar zusammen... ...Gegensatz?  Immerhin war das Wasser fest und das Gestein flüssig.

       

Sehr laute Explosionsgeräusche des Vulkans durchdrangen immer wieder die Luft, und unterbrachen die Geräuschidylle.

27.12: Am nächsten Tag wechselten wir auf die östliche Seite. Das dicke Ende naht (links unten). Unaufhaltsam bewegt sich der mittlerweile 500m breite Lavastrom über einen 300m hohen Steilhang vorbei am Monte Calanna  in das Vale Calanna. Der Lavastrom ist nur noch drei Kilometer von Zafferana Etnea entfernt. Ein Hartsteinwerk steht im weg.... 

    

Die Lava "kanalisiert" sich von selbst. Es entstehen bis zu acht Meter tiefe Canyons. In einer Geschwindigkeit von bis zu 5 m/s fließt reichlich "Nachschub" zu dem drei Kilometer entfernten Stromende.

              

Aufstieg entlang des Lavastromes auf der östlichen Seite. Immer wieder machten wir uns die Abwärme der erkalteten Lavaausläufer zu einer Rast mit Bodenheizung zu Nutze. Bei Minus 10°C eigentlich recht komfortabel, wenn nicht die heißen Luftströme von unten unsere Bekleidungsteile schonungslos durchschmort hätten. Immer wieder faszinierend wenn die plastische Lava über den Schnee zieht und nur wenige Zentimeter einsinkt.  

       

Morgen des 28.12: Wir befinden uns ca. 750 m entfernt der Eruptionsstelle, am Fuße der Serra Cuvigghiuni .Das Schauspiel wird zunehmend spannender und auch ohrenbetäubend laut. Bis zu diesem Zeitpunkt ist noch niemand so weit vorgedrungen. 

               

Am oberen Canyon entlang bekamen wir die Hitze der fast weiß glühenden Lava von extrem flüssiger Konsistenz zu spüren. Dabei war ein Herankommen näher als fünf Meter ohne Schutzanzug wegen der grossen Hitze nicht möglich. Den Anblick kann man schon fast mit der Gießrinne eines Stahlwerkes vergleichen.

   

Die Entfernung von 100 m zu den Austrittsöffnungen war erreicht und langte auch vollkommen aus, da bei stärkeren Eruptionen einem die Glutauswürfe bedrohlich nahe kamen. Das rechte Bild zeigt den "Riss" aus nächster Nähe. Im Laufe der zwei vergangenen Wochen bildeten sich daraus drei Eruptionsröhren von denen zwei ständig am ausgasen waren..

Es ist nun 3:30, Die Müdigkeit macht sich zunehmend bemerkbar. Vollkommen erschöpft aber durchaus happy traten wir den Rückweg an........

   

Diese Aufnahmen 9 Jahre später zeigen wie sich der Lavastrom durch das Waldgebiet in Richtung Zafferana schob. Ein Hartsteinwerk und einzelne Häuser die vor der Stadtgrenze stehen fallen der Lava zum Opfer.

         

Auf  Tour: Uli Hochmann, Andreas Heidl, Thorsten Böckel

 

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©2000 photos and text by Thorsten Boeckel


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