Ätna, Südost Konus

der 2/3. April

Eine Tour zu den Lavaströmen und das kleine Wolkenwunder

A.Heidl, Th.Boeckel

 


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Die guten Wetterbedingungen am 2.April.2000 machten es möglich die Lavaströme des Südostkraters zu Besuchen. Diese lagen im nördlichen Teil des SO - Kratergeländes. Entlang des Gipfelaufbaus gelang auch ein Blick in die glühenden Schlote der Bocca Nuova. Die zwei feurigen Schlote gehören zu den Hauptöffnungen des bis zu 40 km im Durchmesser messenden Vulkanriesen Ätna. Das Atmen der Erde, die immer offenen Tore zum Inneren unseres Planeten zeigen sich an diesem Ort in beeindruckender Weise. Eine stetig wechselnde Tonkulisse, vom Zischen bis zum voluminösen Grollen hält den Betrachter ständig unter Spannung. Geschmückt wurde diese archaische Arena mit kleinen Auswürfen die jedoch nur eine Höhe von 30 Metern erreichten und wieder im Krater landeten.

In der Nacht vom 2/3 April (3.00 am) beobachtete Andreas Heidl vom 2 km entfernten Dach des Torre del Filosofo bis zu 100 m hohe Auswurffontänen in der BN, die allerdings nur zweimal in Erscheinung traten. Mein weiterer Weg ging dann in das NO Areal des SO-Kraters. Die nächsten Photos zeigen einen sehr heißen Lavastrom an der Basis des Konus.

 

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Die fast weiße Lava hatte äußerst liquide Konsistenz und womöglich eine Temperatur von über 1050 C° *. Der Höhlenähnliche Austritt befand sich unter einem helleren mächtigen Lavafelsen. Der 1,5 m breite Strom der eine geschätzte Länge von 200 m hatte trat genau an der Stelle aus, an der am 6.04.00 die mächtige Seitenfontäne beobachtet wurde. 

* am 04.03.1999 wurden 1069C° an dieser Stelle gemessen. Informationen von Ulrich Küppers. 


Ab hier beginnt der Teil der Beobachtungen, der eher von einem meteorologischen Glücksfall gesegnet war. Nach meiner Gipfeltour am 2.04.00  wechselten die Wetterbedingungen und erreichten einen noch nie dagewesenen Trostlosigkeitsgrad. Die ganzen Nacht tobte wieder mal ein Schneeorkan mit Windgeschwindigkeiten bis zu 120 km/h .Am Morgen des 3. April wurden wir zudem mit einer Sicht die der einer vernebelten Waschküche gleicht, belohnt. Äußerst geeignet zur Beobachtung von Vulkanausbrüchen!!!

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Das Geist Refugio

So mussten wir weiter den ganzen Tag in dem dunklen Moderkeller des Refugios verbringen und die Hoffnung schwand, dass hier überhaupt noch etwas zu sehen war (2). Mittlerweile hatten sich die französischen Vulkanfilmer Jacques Durieux and Jacques Barthelemy am Refugio eingefunden. Auch Sie machten aufgrund der Wetterlage einen stark bedröppelten Eindruck. Eine Ewigkeit verging, bis auf einmal Gertraud Keim um 16.00 pm die ersten Eruptionsgeräusche wahrnahm. Dieser Ton hatte Anfangs die Ähnlichkeit mit der sich im Sturm  windenden Blechverblendung die nur noch halb über dem Kellereingang befestigt war. Fünf Minuten später konnte man jedoch die Explosionsgeräusche des Vulkans deutlich unterscheiden. Da standen wir nun da wie die Deppen, hörten den Südost Konus klar und laut, sahen aber nicht das Geringste. Die kompakte Wolkenschicht ließ 20 Meter Sicht zu und das war's. Schmollend begaben wir uns an die Ostseite des Refugios - ich nahm noch meine Kamera mit.

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Der Eruptionslärm wurde stärker und wir hatten immer noch keine Chance wenigstens einen kleinen Blick zu erhaschen. Wütend und vor lauter Verzweiflung schrie ich entgegen den Lärm in den Nebel... los mach auf, aufmachen, her mit dem blauen Himmel!! Am Ende plärrten alle ins das dichte Grau, und bettelten wenigsten um einen winzigen Moment freie Sicht.

Und hier ist das Wunder,.... es passierte!?! 

Nach 20 Stunden Waschküche fing der Himmel an sich langsam zu öffnen. Zum ersten Mal waren Wolkenschwaden zu erkennen und die blauen Löcher wurden immer größer. Vom Orkan angeschoben rasten diese Himmelsfenster schnell an uns vorbei. Gegenseitig schauten wir uns grinsend an und konnten unser Glück noch gar nicht glauben ,da wenig später der Südost Konus frei vor uns stand. Das unglaubliche war, dass unmittelbar nach der Eruption wiederum ein Schneesturm mit einer Dauer von 40 Stunden über uns hereinbrach.

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Die mehr oder weniger Beweisphotos zeigen den 35 minütigen Ausbruch. Die beobachteten Auswurf- fontainen hatten die Höhe zwischen 200m - 300m und waren um einiges schwächer wie die am 6.April.2000. Die rotglühenden Lavafontainen verbunden mit den umherjagenden Wolkenfetzen am Gipfel versetzten uns ehrfürchtig in die Entstehungszeit unserer Erde, und hinterließ bei Allen einen tiefen Eindruck! 

Eisige Antenne des T'dF

 

 

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Vom Ätna zum Stromboli      Planets & Space

 © all photos&text by Thorsten Boeckel  (23.5.2000)


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