Südostkrater am 6.April.2000 

 

Cinema


 

Wie auch immer..., wenige Menschen können sich vorstellen welchen Respekt und Freude Andreas Heidl, Gertraud Keim, Werner Zagler und ich hatten, als wir wieder Augenzeugen eines  heftigen Ausbruches des SE-Konus wurden. Seit Montag den dritten April herrschten tagsüber und während den Nächten Schneestürme bis zu 120 km/h und Temperaturen um die -15°C. Gewitter, Hagel- und Graupelschauer bekamen auch ihre Chance unseren Aufenthalt so unangenehm wie möglich zu gestalten. Unter anderem hatten wir durch den ständigen tobenden Orkan enorme Schwierigkeiten selbst gelben Schnee zu produzieren. (Eigenexperimente scheiterten kläglich). Um keine vulkanischen Aktivitäten wegen der schlechten Sicht zu verpassen, war es nötig geworden Nachtwachen aufzustellen. Klaro, Nachtwachen sind furchtbar teuer, und deswegen mussten  wir uns selber die Füße in den Bauch stehen und stundenlang in Nacht und Nebel glotzen....... ( bin selber um 4.30 eingeschlafen, aber würde es niemals zugeben )

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Td'F im Nebel....Eisblumen... Heidl, W. Zagler und G. Keim während des Eruptionsbeginns

Jacques Durieux und Jacques Barthelemy ( frz. Vulkanfilmer ) die ein früheres Treffen mit Gertrud und Werner am Piton de la Fournaise (Reunion) hatten, hielten sich mit französischem Käse, Wein und einem starken Willen ebenfalls am Refugio bei Laune. Dieses Treffen mit den erfahrenen Vulkanfilmern gab uns die Möglichkeit interessante Film- und Vulkangeschichten auszutauschen. Während den Morgenstunden wechselte überraschenderweise das Wetter und ein klarer, sonniger Tag schien sich in eisiger Höhe anzukündigen. Seit drei Tagen ist hier oben nichts passiert. Alle warten ungeduldig auf ein Eruptionszeichen des SE- Kraters..  .....dann um 11.30 die erste lange ersehnte Aktivität, die sich durch kleine schwarzbraune Wolken über dem Schlot ankündigte (1). Endlich waren auch wir zuversichtlich und die Stimmung untereinander wurde von Aschewolke zu Aschewolke heiterer.

       

" Becker against Agassi !! " war der Kommentar von Jacques Durieux,  als ich auf den Konus zeigte und die ersten Lavabälle innerhalb des großen "V" einzeln Pingpong flogen. Jeder von uns saß nun erwartungsvoll auf seinem Posten und fragte sich, wie heftig wird es wohl dieses mal sein... welche Vorstellung  hat Etna nun auf den Programm.....

   

Die Eruption Entwickelte sich weiter und um 12.00 waren die ersten stärkeren Auswürfe zu beobachten.

           

Die Eruption wurde zusehends stärker und erreichte mit großer Vehemenz um 12.30 ihren Höhepunkt. Die beeindruckende Lava- bzw. Lapillifontäne hatte eine durchschnittliche Höhe von 300 - 400 Metern die zu unserem Erstaunen in der "Mittagshelligkeit" intensiv rot leuchtete. Einzelne Lava und Aschefontänen erreichten sogar 500m bis 700m. Während den Aktivitäten drehte sich nun auch noch die mehrere Kilometer hohe Aschewolke von NO, in Richtung SO auf uns zu. Dieses hatte zur Folge, dass wir die Strahlungshitze dieser enormen ausgestoßenen Masse stärker fühlen konnten.

     

12.35  Die Phase dauert nun schon 35 Minuten an, und machte nicht den Anschein als ob sie enden würde. Dadurch hatte ich die Gelegenheit den Hang 60 Meter abwärts zu laufen und einige spezielle Photos zu machen. Bilder in der Mitte zeigen die "doppelten Jacques" bei Tonaufnahmen vor dem sich uns immer weiter nähernden Aschevorhang

 

     

12.40... die Eruptionen steigen jetzt in die NW- Richtung an, und Auswurfbomben von 3-4 Metern Durchmesser malträtieren nun die Hänge der Bocca Nuova ( Flugdistanz bis zu 800 m) und verwandelten sie in eine  Mondlandschaft.

     

Das unzerstörbare Torre del Filosofo

Um 12.55 wurden die Eruptionen schwächer und um 13.25 war es um den gesamten Konus wieder ruhig. Nach diesem Ereignis war ich mir sicher, einen feierlichen Schluck Ramazotti aus dem Geburtstagsflachmann von Christine, Martin und Nikkl verdient zu haben. Dieser Flachmann hatte seine Bestimmung für den Schrecken nach besonders heftige Ausbrüchen... und ich kann euch sagen, zu klein.... (der Flachmann natürlich!)

Optikpflege

Dieser Paroxysmus war seit dem 15. Februar bei dem ich auch Augenzeuge wurde einer der stärksten dieser Episode. Während diesem Ereignis hatten wir wieder dieses Gefühl der Ohnmacht und Faszination gegenüber dem Vulkan. Dieses mal war auch die überdurchschnittliche Dauer  (ca. 60 min ) maßgebend für die Ehrfurcht die wir aufbrachten.

     

Der Vulkan Etna hat uns wieder gezeigt welch eine enorme Urkraft er in der Lage ist, freizusetzen. Während wir die Nord-Ostflanke observierten entdeckten wir überdimensionale Lavabomben und ein Phänomen das sich bei solch einem Ausbruch zeigt.

Zur Kraterumrundung

hier geht es zur riesen 'Lavabombe?

Weiter Infos über diesen Ausbruch auf der Homepage von Boris Behncke


Die Aerosol - Ring - Ecke  

Cinema

Photos dieser Luftcalamaries entstanden während der Wartezeit vom 2-6.April 2000 um das Gebiet am Refugio Torre del Filosofo. 

Die beiden Aufnahmen zeigen den gleichen Ring der die Bocca Nuova in östlicher Richtung verließ. Dieser Aerosolring bestehend aus einem Gemisch von Dampf und heißen Vulkangasen, behielt etwa 15 Minuten die exakte Form bis er sich allmählich in 4000 m - 5000 m ü. NN auflöste. Der homogene starke Windstrom trug diesen Ring vermutlich 25 km weit bis zur Küste der Stadt Giarre. In den Tagen vom 2.-6. April 2000 als gute Wetterbedingungen eine Seltenheit waren produzierte der Schlot der Bocca Nuova alle 10 Minuten schön geformte Ringe die Anfangs ca. 20 m im Durchmesser hatten, und bis zu ihrer Auflösung bis auf 150m expandierten.

    

Wenn die Möglichkeit besteht, dieses seltene Phänomen aus nächster Nähe detaillierter zu beobachten stellt man sich oft die Frage, welcher Strömungsmechanismus dahinter steckt, damit so ein Dampf-Gasgemisch wie ein überdimensionaler Zigarettenrauchring erscheint.

Welche Kraft hält diese Ringe eigentlich zusammen ?

    

Die Ausgangs Voraussetzungen sind: Ein homogener Windstrom und der Aerosol- Ring muss mit genauer Temperatur und Geschwindigkeit den symmetrisch geformten Schlot verlassen. Wird ein Punkt nicht erfüllt, schlägt die Produktion fehl oder es kommt zu äußerst verunglückten Gebilden. Der mit eingebundene Dampf trägt hier zur Sichtbarkeit des Kringels bei.

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Der Vorgang der Rotation beginnt beim Ausstoß, indem der heiße Dampf durch die Mitte des 'Rohringes' drückt und an der kühleren Außenseite wieder abrollt. Nun fängt dieses Schlauchähnliche Gebilde an zu rotieren, und zwar ziemlich schnell. Das ganze könnte man mit einem in sich geschlossenen Tornado vergleichen der sich selbst wieder ansaugt und deswegen seine stabile Form behält.


Der Ringbeitrag zu Etnas Ringen. Fantstische Fotos und Erklärungen zu diesem und anderen Phänomen

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Vom Ätna zum Stromboli      Planets & Space

©2006 Photos and text Thorsten Boeckel , last modification 4.3.2006


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