Die momentane Vielfalt der Eruptionsformen im Gipfelbereich
des Ätnas lässt darauf schließen, dass der obere Aufbau des
Vulkans eher einer Bruchbude gleicht. Spätestens wenn man den
spaltendurfurchten Ostrücken der Bocca Nuova und die Senke zum
Südostkrater betrachtet stellt man fest das hier in den
letzten Monaten enorme Massen in Bewegung gerieten. Das der Südost
Krater seine strombolianische Tätigkeiten über Monate extrem
explosiv gestalten kann wurde schon vor Jahren beobachtet.
Lavaströme und splatternde Spalten sind bekannt. Fantastisch
ist allerdings, wenn sämtliche lavarösen Darbietungen am
gleichen Ort in Erscheinung treten. Ein wahrlicher Lavapark
war während der letzten Wochen hier oben entstanden.
tb
Der imposante Anblick
des Lavastromes verstärkt sich durch die Größenordnung der
Vulkansinnigen zur abendlichen Stunde. Der Lavastrom schob
sich etwa noch zwei bis drei Kilometer die
westlichen Hänge des Etnas herab. Die Pinienwälder
wurden jedoch in kleinster Weise bedroht. An der
Austrittsstelle auf etwa 3080 m quoll das glühende Urliquid
mit einer geschätzten Geschwindigkeit von 3-4 m/s in ein 70 m
tiefer gelegenes Plateau herab.
tb
Rechts:
Die Hitze des Lavastromes zerlegt die untergehende Sonne
mr
Martin der zwei
Tage Reisevorsprung hatte konnte durch ausdauerndes Warten in
den Morgenstunden des 2. Novembers an der Austrittstelle
Auswürfe in einer Höhe von etwa 3 Meter beobachten und
beeindruckend ablichten. Diese Aktivität blieb den meisten
Beobachtern aber verschlossen, da diese Auswurftätigkeit sich
nicht unbedingt ankündigte und von kurzer Dauer war.
mr
Abendstimmung und die angehende Nacht
auf der westlichen Seite des Stromes. Die Nacht war hier oben
überraschend kalt und die Temperatur fiel unter die - 15°C
Markierung herab. Klar ist, dass die unerschöpfliche Wärme des
Lavastromes eine große Hilfe zur Bewältigung der
Tiefstemperaturen war, jedoch ließ die unglaubliche
Hitze in der Umgebung des Austrittes ein näheres Herankommen
nicht zu. Somit war man ständig beschäftigt den dünnen
'Komfortbereich' zu suchen. Ein Wechselbad zwischen Grillrost
und Tiefkühltruhe war die Folge.
mr
mr
tb
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Nachtimpressionen.
Die Stadt Catania im Hintergrund. Am oberen rechten Bild der
Größenvergleich des Stromes zu einem LKW. Im rechten untern
Bild die ersten Sonnenstrahlen auf den Westhang der Bocca
Nuova.
tb
Nach einer langen
Nacht kämpft sich die Sonne durch die dunklen Vulkangaswolken
mr
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Die
Spaltenöffnung in der Hauptspalte
Nach unserem zweitägigen Aufenthalt am Stromboli kehrten wir
wieder zum Gipfel des Ätnas zurück. Hierbei erklärte uns
jeder, dass die effusiven Aktivitäten gestoppt hätten.
Ungläubig wollten wir uns erst einmal selber ein Bild von dem
Ganzen machen. Zu unserer Überraschung schob sich bereits ein
neuer Lavastrom über das 'zwei Tage alte' abgekühlte
AA-Lavabett.
tb
tb
mr
Seitenansicht des
abgehenden Stromes. Bereits beim Aufstieg zum Austritt hörte
ich ein leises Rascheln im neu aufgeschichteten Lavafeld, dem
ich allerdings keine größere Aufmerksamkeit schenkte. Oben
angekommen bemerkten wir, dass sich ein zäher fast
unscheinbarer neuer Lavastrom uns näherte. Bis zu diesem
Zeitpunkt lockte diese neuen Begebenheit wenig Begeisterung
aus uns heraus.
Plötzlich ein dumpfer
Schlag direkt hinter uns und zur gleichen Zeit
begann die untere Austrittsstelle zu pulsieren und deutlich
heftiger auszugasen. Skeptisch blickten wir nach hinten und
konnten tatsächlich in einer Entfernung von etwa 50 Metern die
ersten Lavafetzen durch den dichten Dampf erkennen.
Super dachten wir -
und somit pirschten wir
uns etwas näher an das Eruptionsloch heran. Doch eine
Frage kam auf. War
dieser neue Austritt schon länger vorhanden? Die Aktivität steigerte sich zusehends, und aus der Wand
schossen mittlerweile quer zur Hauptspalte Lavablasen bis zu
einer Grösse von 15 Metern heraus. Nun wurde mir auch der
Zusammenhang des mysteriösen Geräusches im Hang kurz
zuvor bewusst. Hier scheint
wohl gerade eine neue Öffnung des Vulkanbodens im Gange zu
sein. Nachdem wir eh
schon in einer frischen Spalte standen kam schon mal ein leicht
mulmiges Gefühl auf. Was tun wenn die Hauptspalte sich
auch noch öffnet??? Na ja, erst mal den Helm aufsetzen. Nach
10 Minuten verjagte uns die nun immer stärker werdende
Aktivität dann doch buchstäblich von unserem Standort.
tb
mr
Die Aktivität
eskalierte nun endgültig. Großzügig verteilte das explosive
Loch im Boden metergroße Lavafetzen über den Hang der
Bocca Nuova. Zeitweilig wurde die Lava bis zu 200 Meter weit
geschleudert.
mr
tb
mr
tb
Die 'gute' alte
Standposition verwandelte sich nun in eine Glutinsel.
Mittlerweile hatte sich am Austritt ein kleiner Kegel
aufgebaut. Das Spektakel nahm seinen Lauf und gewann weiter an
unglaublicher Ästhetik. Nach etwa zwei Stunden stoppte die
explosive Aktivität, und es kehrte wieder die gewöhnte Ruhe
ein.

Endlich Brotzeit!
mr
tb
tb

Fotografen
am Hornito in Aktion: Marco Fulle, Martin and Tom Pfeiffer
Die oberen Fotos
zeigen wie innerhalb von zwei Tagen aus einer Lavaspalte ein
beeindruckendes Slylight wird. Der Hornito an der Ostseite des
Südostkonus veränderte seine Öffnung ständig. Durch die
austretende Lava kann sich die Öffnung fast komplett
verschließen, wobei der Hornito durch verstärkten Druck von
unten auch wieder vollkommen aufreißen kann.
tb
mr
Die Ostseite des
Südostkraters. Fast schon wie Blutadern schlängeln sich die
Lavaströme in Richtung Val del Bove. Links oben ist auch der
Hornito zu erkennen. Bei genauem Hinsehen entdeckt man auch
glühende Partien am Gipfel des Südostkrsters. Bis zu diesem
Zeitpunkt waren die Eruptionen über das gesamte südliche
Gipfelareal abwechselnd zu beobachten. Die weitern Aktivitäten
zeigen, dass der Ätna noch lange nicht ruht und bis heute dem
27.November eher weiter an Intensität zunehmen.