Schon seit Jahren stand ein
Costa Rica Besuch auf meinem Plan. Obschon derzeit keine besondere
Aktivität zu erwarten war machte ich diesen Plan zwischen dem 8.3.09
und dem 23.3.09 wahr. Während dieser 2 Wochen stand nicht nur der
Vulkanismus im Vordergrund, sondern auch Tier- und Pflanzenwelt.
Da bekannt ist, dass sich selbst in dieser
Trockenzeit die Vulkangipfel nur allzu oft in Wolken hüllen plante
ich den Arenal besuch gleich für den Reiseanfang ein. Der stetige
Passatwind liefert unerschöpfliche Feuchtigkeit von der Karibik,
höhere Berge liefern ideale Kondensationspunkte. Zunächst ging's
hoch zum Poas Vulkan, dort empfing mich Regen und Nebel. Die
freundliche Dame am NP-Eingang empfahl mir, doch eines anderen Tages
noch mal zu kommen da heute 0-Sicht herrscht. Um es kurz zu machen:
diesen Spruch bekam ich während der Reise noch oft zu hören...
Elegant wäre die Weiterfahrt über das schöne
La Paz-Gebiet Richtung Arenal gewesen. Jedoch hatte das Erdbeben vor
wenigen Wochen ganze Arbeit geleistet. Während der Poas Krater kaum
etwas abbekommen hatte sind seine nördlichen Flanken böse umgegraben
worden. Eine spätere Anfahrt von Norden zeigte die erheblichen
Straßenschäden und Hangrutsche, La Paz existiert nicht mehr...
Daher ging's zurück und auf Umwegen ins
Arenal Gebiet. Die kommenden Tage hieß es nun: der Vulkan oder ich.
Am Anfang bot das vielfältige Gebiet reichen Kontakt mit den Wäldern
und den darin lebenden Tieren. Es spielte sich ein Rhythmus ein:
Tags wandern und Tiere beobachten, Nachts Stunde um Stunde auf ein
Aufklaren des Vulkans zu hoffen. Wenn sich jemand das Schlafen
abgewöhnen will bietet der Arenal ideale Gelegenheit dazu.
Nächtliche Aufklarungen traten während meines
Besuchs etwa im Verhältnis1:10000 auf (1 Minute pro Woche). Nach
einigen Tagen wurde der Wunsch größer, auch andere Gebiete dieses
Landes kennen zulernen. Daher hieß es nach mehrfach schlaflosen
Nebelnächten stundenlanges Fahren über teils ruppige Pisten bis in
den Monteverde Nebelwald und zum Rincon de la Vieja. Und eben Abends
die ganze Latte wieder zum Arenal zurück für die nächste Regennacht.
Immerhin war dieser Vulkan nach 6(!) Nächten für wenige
Minutenkomplett sichtbar. Allerdings zeigte er dabei lediglich ein
paar kullernde Lavabrocken. Die sporadische strombolianische
Aktivität kann man nur ein-zweimal pro Nacht durch Wolken hören.
Obschon er am Tag eher bis nahe
an den Gipfel sichtbar war gelang keine Besteigung. Der ideale Weg
auf einem Waldpfad und dann über eine alte Messstation einige
Erosionscanyons umgehend bis zum Gipfelhang ist zwar mühsam, aber
unproblematisch, siehe Bilder. Jedoch hält das Wetter nichtlange
genug, und der einfallende Nebel im Gipfelbereich macht ein
Weitergehen sinnlos und gefährlich. Während der zahllosen
Nachtstunden über gut eine Woche zeigte sich folgendes
Aktivitätsbild: grob alle 15min löst sich
eine kleine Glutlawine, ein paar mal pro Nachtbeachtlich groß bis
zur Vegetationsgrenze und sowohl in südliche als auch in westliche
Richtung. Zwei- bis Dreimal ist Geräusch vom Gipfelkrater zuhören,
evtl. eine sporadische strombolianische Aktivität. Alle Glutlawinen
lösen sich vom westlich am Gipfelkrater sitzenden kleinen Dom.
Zusammenfassend beschreibt die Arenal-Edition von Murphys Law das
Geschehen vorzüglich:
Gipfelausbrüche und größere
Glutlawinen erfolgen grundsätzlich nur bei Wolkenbedeckung
beginnt man eine Besteigung bei
aufklarendem Wetter zieht der Gipfel rechtzeitig vor Ankunft wieder zu
beginnt man einen Tagesausflug
in andere Nationalparks sieht man aus der Ferne den komplett freien
Arenal
fährt man daher Nachmittags
mühsam die gesamte Strecke unter Dauersonne zurück ziehen am Arenal
wieder Regenwolken auf.
bricht man die nächtliche
Überwachung aufgrund Müdigkeit und endloser Insektenstiche ab beginnt
es aufzuklaren
klart es auf bricht man
wiederum die notdürftige Nachtruhe ab
hat man die Nachtruhe deswegen
abgebrochen bleibt die höchste Gipfelspitze doch in einer Nebelfahne
klart es tatsächlich auf bildet
sich schlagartig extreme Luftfeuchte, welche die Optiken beschlägt
hat man den Beschlag entfernt
und will vor der neu entstehenden Gipfelfahne ein Bild machen versagt
der durch ewige Testschüsse der schwache Akku
bleibt es dennoch halbwegs klar
bleibt die nächste Glutlawine aus
tritt dann der Gipfel wieder in
geschlossene Bewölkung bricht eine ungewöhnlich heftige Glutlawine los
kommt man die nächste Nacht von
weiter wieder zurück mit der Meinung, es könne nicht mehr schlechter
werden zieht Dauerregen auf
Fazit: hoffentlich erhöht sich die Aktivität dieses Vulkans nicht
irgendwann wieder, denn dann beginnt das Drama von vorne.
Beim Besuch des Rincon de la Vieja Vulkan
lohnt sich eine Gipfelbesteigung wegen des interessanten Kratersees
und eine Wanderung durch das im Wald gelegene Thermalgebiet an
seinem Fuß. Auch ?hier schlug wieder die Gipfelwolke zu. Schönstes
Wetter weit und breit, jedoch Regen, Wind und Nebel am Gipfelkrater.
Fünf Stunden Warten wurden mit 2,5s nebeligem Seeblick belohnt,
siehe Bild.
Das
gleiche Spiel wie eingangs angedeutet am Poas Krater, nur eine kurze
Aufklarung vor Sonnenuntergang erlaubte einen freien Blick.
Bei den höheren Vulkanen Irazu und Turrialba
bleibt die Wolke oft unterhalb, daher herrschen hier morgens oft
gute Bedingungen.
Im Gegensatz zum überlaufenen Irazu mit seinem Kratersee bietet der
Turrialba noch unberührten Nebelwald. Auch der Quetzal ist hier
einfach zu beobachten. Die dortige Lodge, Wanderungen und
Allradfahrzeugerlebnisse in diesem urigen Gebiet und ein
Sonnenaufgang an den Gipfelfumarolen Fumarolen ließen diesen Vulkan
mit Abstand zum schönsten Landschaftserlebnis dieser Reise werden.
Als Kontrast bieten sich zwischendurch die
nahe gelegenen Küsten an. Aus zeitlichen Gründen (Arenalduell...)
blieb nur Zeit für die Pazifikküste. Aber schon hier beeindruckt die
für Europäer fremdartige Tierwelt ungemein, bei Rundgängen oder
Bootsfahrten kommt man ständig neues hautnah zu sehen.
Abschließend kann man Costa Rica jedem Tier-
und Pflanzenfreund wirklich empfehlen. Die vulkanische Aktivität ist
derzeit recht gering, alle besuchten Vulkane haben aber eine bewegte
Geschichte und sind jederzeit zu starker Aktivität fähig.