Äthiopien

Erta Ale und Dallol, 2002

Ein Rückblick von Richard Roscoe

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Erta Ale ist ein Schildvulkan der sich in der Danakilsenke in Nordost Äthiopien, der durch seine Abgeschiedenheit, extremes Klima, und die Präsenz oft feindseliger Afar Stammesangehöriger, selten besucht wird.  In letzter Zeit haben Spannungen zwischen Äthiopien und Eritrea Reisen in die Gegend weiter erschwert. 

Durch Zufall, während eines Strombolibesuchs im Frühjahr 2001, überhörte ich wie Roberto Carniel (von Stromboli online) über eine mögliche Erta Ale Expedition sprach.  Diese wurde organisiert von Roberto in Zusammenarbeit mit Luigi Cantamessa von Geodecouverte, der durch seine lokalen Kontakte die nötige logistische Unterstützung organisieren konnte.  Als sich die Möglichkeit ergab mich der Expedition anzuschließen, war die Entscheidung natürlich einfach.

Im Februar 2002 war es dann soweit und Vulkanologen und Fotographen versammelten sich erstmal in Adis Abeba um von dort aus mit Ethiopian Airlines nach Makele im Norden zu fliegen.  Zu dieser Zeit bestand der Flughafen noch aus drei Wellblechschuppen – Restaurant, Toilette und Terminal.  Makale Flughafen hat einen großen militärischen Bereich durch die nähe zu Eritrea.  Nach einer Nacht in Makele, kehrten wir zum Flughafen zurück wo uns ein Mi-8 Transporthelikopter des Äthiopischen Militärs für den Flug nach Erta Ale zur Verfügung stand.  Erst überquerten wir gebirgiges Gelände das aber schlagartig von der Senke abgelöst wurde als wir uns Erta Ale näherten.

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Nach einem kurzen Überflug über den Vulkan (Fig.1a), landete der Helikopter auf erstarrten Lavaströmen aus den 70er Jahren in der nähe des aktiven Kraters (Fig.1b).  Das Lager erwartete uns schon und bestand aus einer Kochnische in einem Spalt der durch eine Plane vor der Sonne geschützt wurde, und eine Bodenplane sowie eine darüber gespannte Plane das als „Esszimmer“ diente (Fig.1c).  Geschlafen wurde von den meisten auf  einfachen Schaumstoffmatratzen die auf diversen flachen Stellen in der Landschaft verteilt waren.  Einfach, aber was sollte man mehr wollen (außer vielleicht einen grossen Ventilator um die Fumarolengase die gelegentlich in unsere Richtung wehten zu vertreiben  ;-)))...).  Da es zu dieser Jahreszeit nicht regnet, war ein Zelt unnötig und hätte den Blick auf den wunderschönen klaren Sternenhimmel gestört.  Das Lager wurde von bewaffneten Afar Polizisten vor feindselige Stammesangehörige geschützt (Fig.1d).

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Der Rand des Kraters kann leicht erreicht werden, aber dieser Bereich ist instabil und kann in die Tiefe stürzen.  Daher hat man sich bei längeren Aufenthalten am Kraterrand an ein Sicherheitsseil gebunden.  Der Lavasee füllte einen Grossteil des Kraterbodens in ungefähr 80m Tiefe und hatte eine zähe Kruste die sich langsam verschob, faltete und an anderen Stellen wieder aufriss (Fig.2a, 2b, 2c).  Diese Bewegungen werden oft in Filmen zur Darstellung der Plattentektonik verwendet.  Gelegentlich brachen eine oder mehrere Lavafontänen durch die Oberfläche (Fig.2d, 2e).  Aktivität war irregulär, mit aktiven Phasen mit bis zu vier simultanen Fontänen, aber auch Perioden geringer Aktivität.  Durch die Fontänen produzierte Peles Haare waren am Kraterrand verstreut (Fig.2f).

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.Obwohl der aktive Krater die Hauptattraktion war, waren der inaktive Nordkrater (Fig.3a) und der winzige inaktive zentrale Krater (Fig.3b) auch interessant. Fumarolische Aktivität beschränkte sich hauptsächlich auf den südlichen Rand des Nordkraters.   Während die Fotographen sich mit den sichtbaren Aktivitätsformen beschäftigten, beschäftigten sich die Vulkanologen auch mit der seismischen Aktivität.  Fig.3c zeigt Josh in der nähe eines seiner Seismometer

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Nach einigen Tagen kehrte der Helikopter mit weiterem Proviant zurück und die Besatzung war überrascht als wir einstiegen in Erwartung eines Rundflugs in Südlicher Richtung.  Nach etwas Verwirrung wurde es klar, daß der Helikopter nicht ausreichend Treibstoff getankt hatte und daß er erst nach Makele zurückkehren musste bevor wir uns die Gegend südlich von dem Vulkan anschauen könnten.  Nach seiner Rückkehr flogen wir dann nach Süden und konnten Hayli Gubbi Vulkan (Fig.4a), diverse Spaltenzonen und kleine Krater (Fig.4b), den an einem See gelegenen Borawli Vulkan (Fig.4c) und bei unserer Rückkehr Erta Ale (Fig.4d) aus der Luft betrachten.

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Nach weiteren Tagen am Lavasee, kehrte der Helikopter zurück und wir zwängten uns wie Sardinen hinein um in nördliche Richtung nach Dallol zu fliegen. Auf dem Weg dorthin überflogen wir Borale Ale (Fig.5a), Dalaffilla (Fig.5b), Alu (Fig.5c) und Gada Ale (Fig.5d) Vulkane, sowie den Elizabeth Kegel (Fig.5e) die aus der riesigen Salzfläche der Senke herausragen, bevor wir über die verlassene italienische Minensiedlung (Fig.5e) flogen und zwischen den heißen Quellen landeten (Fig.5g).

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Seit 1926, als Dallol das letzte Mal von phreatischen Explosionen gestaltet wurde, beschränkt sich die Aktivität auf heiße Quellen.  Aus diesen Quellen sprudelt geothermal erhitztes Wasser, daß aus dem Untergrund gelöstes Salz an die Oberfläche transportiert und Ablagert.  Die Quellen erhalten vor allem durch Schwefel und verschiedene Kaliumsalze ihre Charakteristischen Weiß-, Gelb- und Rotfärbungen.  Vor allem KCl ist in der über 1000m dicken Salzschicht auf der Dallol liegt in grossen Mengen vorhanden (siehe Englische Version für weitere Details).  Diese Kaliumsalze sind schon lange von wirtschaftlichem Interesse, und Abbau wurde 1917, 1927 und in den 30er Jahren durch die Italiener betrieben.  Seitdem wurden die Kaliumsalzvorkommen in den 60er Jahren von der US Firma Parsons untersucht aber nicht abgebaut, und in 1997 erwarb die Norsk Hydro A/S die exklusiven Rechte dort Kaliumsalze abzubauen.  Ob und wann diese Rechte umgesetzt werden ist noch nicht klar.

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Obwohl ich mich erst wunderte wie man einen Lavasee verlassen konnte um ein paar heisse Quellen anzuschauen, änderte ich bald meine Meinung.  Trotz Temperaturen von bis zu 44 Grad, wurde wenig gebrauch von der zur Schutz aufgestellten Plane gemacht und Filmrollen wurden schnell verschossen.  Dallol ist erstaunlich schön und im Gegensatz zu Yellowstone ist es natürlich möglich ohne Einschränkungen die Quellen zu besichtigen.  Leider war meine Canon EOS 50 den hohen Temperaturen und der Sonneneinstrahlung nicht gewachsen.  Die meisten Bilder waren unbrauchbar unterbelichtet da das Lichtmesser das sich im oberen Teil des Gehäuses befindet, anscheinend nicht sonderlich davon angetan war gegrillt zu werden.  Glücklicherweise habe ich aber mit der EOS 500N Reservekamera auch einige Bilder gemacht.  Die Bilder zeigen die intensiven Weiß-, Gelb- und Rottöne der heißen Quellen (Fig.6a-f)

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Nach einer Nacht in Dallol, holte uns der Helikopter wieder ab und flog uns zurück nach Makele.  Dort teilte sich die Gruppe auf und drei von uns zogen per Allradfahrzeug los um einige weitere Attraktionen des Landes anzuschauen bevor wir nach Hause zurückkehrten.  Diese umfassten einige Kirchen auf oder in Felsen im Norden des Landes (Fig.7a), Axum mit seinen berühmten Stelen (Fig.7b), der königliche Palastkomplex in Gondar (Fig.7c), die Blaue Nil Wasserfälle und die einzigartigen monolithischen Kirchen

 

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Lalibelas (Fig.7d).  Ohne mich an dieser Stelle in dieses Thema weiter vertiefen zu wollen, kann ich nur empfehlen eine solche Tour mit einem Erta Ale Besuch zu verbinden


weiter zu

Erta Ale und Dallol Tour, 2008 oder 2011

 

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 ©2006 photos  by Richard Roscoe, last modification 14.10.2006


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