Vulkane Ost - Javas, Indonesien

  Semeru, Kelud, Kawah-Ijen, Welirang, Sidoarjo

 12.6.2008 - 23.6.2008, von Martin Rietze 

 

   

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Am Ende der Krakatau-Tour (siehe vorheriger Bericht) bekamen wir Informationen von Alain (Azimut Travel) über eine starke Tätigkeit des Semeru mit Pyroklastische Strömen. Leider ließ unser Zeitplan keine Verlängerung zu. Wieder daheim ging mir dies nicht aus dem Kopf, so beschloss ich sofort zum nächsten Vollmond nochmals nach Java zu fliegen. Da sonst niemand Zeit hatte flog ich diesmal allein. Um nicht alles auf den Semeru zu setzen sollte auch bei mir bereits bekannten Vulkanen dieser Gegend vorbeigeschaut werden.

Auf der Fahrt von Surabaya nach Süden fällt der künstliche Schlammvulkan in Sidoarjo auf, ein aufgeschütteter Damm staut nun den stetig wachsenden Schlammsee auf. Zahlreiche Häuser wurden durch diesen mittels einer unglücklichen Bohrung verursachten Ausbruch verschüttet, der Verkehr durch Zerstörung wichtiger Hauptverbindungsrouten behindert. Kurz vor Tretes kommt man am Candi Jawi Tempel vorbei.

Zunächst stand die Überschreitung des Welirang auf dem Plan. Dieser Vulkan besitzt ein sehr aktives Fumarolenfeld mit starker Schwefelabsonderung. Aussagen sprechen teilweise von Temperaturen, welche für partielle Selbstentzündung ausreichen. Da diese 3000er Besteigung wegen seine Weglänge von Tretes aus normalerweise eine Übernachtung erfordert leistete ich mir eine Jeepauffahrt für das erste Wegstück und einen Träger/Führer für die Überschreitung.

Dies wahr dann wohl eine meiner abenteuerlichsten Geländefahrten, welche ich jemals erlebt habe.

Nachher wusste ich, warum man hinten auf der Ladefläche steht und sich nicht hineinsetzt. Auch der Fahrer ist jederzeit zum Absprung bereit...So konnten wir noch reichlich vor Sonnenuntergang ein Camp nahe dem Gipfel aufbauen.

Ein erster Rundgang zeigte den großen Gipfelkrater und das W-seitige Schwefelfeld.

  

  

Das schöne Wetter hielt leider nicht lange an, zudem stand der Wind falsch und ich hatte trotz zahlreicher Versuche keinerlei Chancen die aktivsten Schwefelvents zu erreichen. Die Gasmaske hilft bei 50cm Sicht auch nichts mehr...

So erfolgte am Morgen der Rückzug ohne Erfolg in strömendem Regen. Der westseitige Trail war bis zur Hüfte von Vegetation überwachsen und der Regen weichte den Untergrund auf, dies sorgte für reichlich Abwechslung beim stetigen abrutschen auf Wurzeln und Erde. Trotz zahlreicher Chancen erreichten wir das Tal ohne Knochenbrüche.

Nächstes Ziel war der Vulkan Kelud. Dieser ist bekannt durch seine wiederkehrenden Eruptionen, wobei sich der Kratersee entleert und für Lahars sorgt. Ich kannte diesen Kratersee von 2005. Ende 2007 wuchs ein Lavadom mit hoher Geschwindigkeit, es kam jedoch nicht zum Ausbruch. Dennoch wurde der komplette See verdrängt.

 

Siehe hierzu das Bild von 2005 und von 2008. Um zu überprüfen, ob dieser Dom ein halbes Jahr nach seiner Entstehung noch aktiv ist, campierte ich am Kraterrand. Es konnte jedoch nicht die geringste Aktivität festgestellt werde, lediglich nach dem Gewitterregen am Abend stiegen Dampfschwaden aus dem noch warmen inneren auf.

Eine lange Fahrstrecke führte zum Kawah-Ijen, diesen wollte ich noch vor Vollmond erreichen, da evtl. Leuchterscheinungen zu schwach für das Mondlicht sein könnten. Beim letzten Besuch 2005 hatte ich keine Chance, Nachts tätig zu werden. Inzwischen erfuhr ich von nächtlichen Leuchterscheinungen, auch von den in LAVE veröffentlichten Bildern von Alain. Der lokale Aufseher berichtete von derzeit niedrigem Seestand und sehr heißen Vents. Auch da das Wetter ausgezeichnet war stieg ich noch in der gleichen Nacht auf. Schon vom Kraterrand konnten trotz hoch stehendem Mond die blau brennenden Gasfackeln gesehen werden.

     

     

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Richtig spektakulär waren aber nicht diese mehrmeterhohen Flammen, sondern der brennende, ähnlich wie Lava dahin fließende Schwefel. Eine solche Ästhetik hatte ich noch nirgends gesehen, selbst die Lengailava sieht dagegen langweilig aus. Der brennende Schwefelfluss zeigt flächige blaue Flammen wie Teppichfransen, am ehesten passt der Vergleich mit der Sonnenchromosphäre. Leichter Wind lässt die Flammen stetig die Richtung ändern, ein stetiges Wogen und Wellenbilden ist die Folge. Immer wieder treten kleine rote Stellen auf, es erfolgen mikrostrombolianische Eruptionen im cm-Format. Bilder können dies in keinster Weise wiedergeben, man muss es gesehen haben.

   

    

Überraschend auch die große Helligkeit, trotz nahezu Vollmond zeigten sich die Flammenteppiche in intensivem Blau.

Leider ist der Kawah Ijen ein Abbaugebiet für Schwefel, welcher vorwiegend für das Bleichen von Zucker Anwendung findet. Da Arbeit in dieser Gegend selten ist, unternehmen mehr und mehr Arbeiter den beschwerlichen Transport des Schwefels vom Krater zur Strasse. Ich konnte beobachten, wie derzeit selbst schlechte Qualität abgebaut wird, fast die ganze Nacht durchgearbeitet wird und soeben künstliche Wassertümpel samt Motorpumpe zur Effizienzsteigerung errichtet werden. Die brennenden Schwefelflüsse werden derzeit von den Arbeitern noch von Hand gelöscht, man schüttet Wasser aus Fässern darüber. Dies verhindert Schwefelverlust durch Abbrand.

  

An sich ist der flüssige Schwefel zu kühl, um von selbst zu brennen. Jedoch tropft von den brennenden Gasfackeln, welche für die Selbstentzündung völlig ausreichende Temperaturen haben stetig brennender Schwefel über den Hang hinab und entzündet den flüssigen Schwefel neu. Die Tage dieses Naturwunders sich aber gezählt, da der erhöhte Abbaudruck und die Motorwasserpumpe dem den Garaus machen dürften.

Wie viel Glück ich hatte, noch solche Schwefelbrandflüsse sehen zu dürfen erfuhr ich in der zweiten Nacht.

'Gewissenhaftere' Arbeiter hatten bis in die Nacht hinein alle Brandstellen auch im Ansatz lückenlos gelöscht, es konnte sich kein Schwefelbrandfluss bilden. Lediglich die immer brennenden Fackeln bildeten einen interessanten Kontrast, siehe den Größenvergleich im Bild mit dem Arbeiter darunter.

Abschließend ging es nun zum Semeru. Die Planung, mehrere Nächte am Gunung Sawur Vulkanobservatorium zu verbringen erwiesen sich als undurchführbar. Zum einen war man dort nicht willkommen, ich hatte ausführliche, mehrstündige  Diskussionen mit Armee und Polizei um Mitternacht. Zum anderen ist dieser Punkt fotografisch sehr ungünstig, entweder steht die Sonne genau hinter dem Vulkan oder genau im Rücken. In jedem Fall wirkt der Semeru flach und unansehnlich.

Daher ließ ich mich per Jeep an eine optimale Stelle genau am Südfuß des Semeru bringen und verbrachte dort 2 Nächte im Zelt.

  

Von dort hat man den besten Einblick, vor allem ist er sicherer als die Gipfelkraterkante.

     

     

Leider hatte sich die Aktivität wieder auf ein durchschnittliches Maß zurückentwickelt, es waren keine Pfs mehr beobachtbar. Dennoch war das Wetter gut und es konnten zahlreiche, meist kleine Überschlagsblitze in den Aschewolken beobachtet werden. Bei solch großen, aber leider seltenen Blitzen wie dem fotografierten bietet sich auch visuell ein schöner Eindruck.

  

Die Strombolianische Aktivität war sehr gering, teilweise gar nicht vorhanden. Nur in der zweiten Nachthälfte der letzten Nacht traten mehrere intensiv rote Auswürfe auf.

     

     

  

Diese Tour war wieder sehr eindrucksvoll und lohnend, aber leider nicht durch einen besonders aktiven Semeru oder Welirang, sondern durch das nächtliche Naturwunder Kawah Ijen. Dieser bot weit mehr, als ich erhofft hatte.

Mehr Photos bei ALPE, images by M.Rietze

 

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©2008 Photos und Text by M.Rietze (mr), last modification 20.7.2008, Webmaster Th.Boeckel.


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