Oldoinyo Lengai Expedition II 27. Juni - 7. Juli 2004 |
Organisation von Fred Belton, Bericht von Th. Boeckel, Martin Rietze Cinema Cinema Tag 1: Arusha – Lake Natron – Lengai Eine staubige Angelegenheit. Als Vorgeschmack auf den Oldoinyo konnten wir während dieser Anfahrt bereits eine Kostprobe des durchaus nervenden Feinststaubes machen.
Der
Weg führte uns etwa 200 Km durch die karge Masaisteppe
im
Riftvalley
und es
ist erstaunlich wie unter diesen harten Bedingungen die
Masais hier überleben können. Jede Siedlung ist von
einer massiven Holz- Barrikade umgeben, welche
ungebetene Vierbeiner und auch Touristen etc… fernhalten
sollte. Wie Martin so schön zu sagen pflegt steht in
diesem Landstrich der Erde der Mensch nicht am Ende der
Nahrungskette.
Tag 2: Lake Natron Lengai, Wildlife und Morgenstimmung auf dem 'Mountain of god' Lake Natron mit seiner prächtigen Vogelwelt. Tag 3: Aufstieg Um den heißen Temperaturen auszuweichen wurde die Expedition um 1 Uhr nachts gestartet. In Etappen wurden mit 35 Trägern neben unserem Gepäck und der Zeltausrüstung insgesamt 250 Liter Wasser und Essen für zwölf Personen für acht Tage auf den ~ 2955 Meter hohen Vulkan transportiert (Nordkrater2835 m). Selber waren wir beschäftigt Kameras und sonstige Optiken unbeschädigt über die felsigen Steilhänge zu balancieren. Hinzu kam, dass uns ein extrem kalter und starker Sturm um die Ohren pfiff. Zusammen mit dem zementartigen Staub am Kratercamp war es fast unmöglich geworden zu filmen oder zu fotografieren . Spitze! - dachten wir uns, wenn das die nächsten acht Tage so weiter geht gibt's nix als Staub vor die Kamera... und die lieben kleinen Kratzer auf den Filmen.
Die Bilder
zeigen die Masaiträger kurz nach unserer Ankunft am
Gipfel. Die etwas düstere Atmosphäre entstand durch den
heftigen Sandsturm. Hier trafen wir auch die Chris Die sich ständig ändernde Kraterplatte des Nordkraters. Innerhalb dieser Woche expandierten die Lavaströme in die südliche Ebene. Zur
Orientierung die Karte anklicken. Die Karte basiert auf den
GPS Messungen von Chris
Die T58 Konis vom Nachmittag bis in die Nacht
Lengai und Astronomie Die 'südliche Milchstraße' und das Zodiakallicht* Nachtaufnahme der aktiven Konen. Diese phantastische Szenerie wurde
mittels der digitalen Belichtungstechnik erfasst. Hierbei
kommt sogar für das menschliche Auge beinahe nicht mehr
sichtbare rote Schummern im Hauptkonus zur Geltung.
Verursacht wird dieses durch Reflektion des schwach
leuchtenden Lavasee an der Konuswand (Hintergrund).
Durchbruch der Konuswand des T58C. Bizarre Lava- Formen werden bis zu 10 Meter durch die Luft geschleudert.
Gerade aus
meinem Mittagsschläfchen aufgewacht kündigte sich schon
die erste Aktivität an. Der
T58C
brach seitlich auf und bis zu 10 Meter hohe Auswürfe
wurden aus dem Loch katapultiert. Toll- zum ersten Mal
sah ich diese in der Sonne silbrig glänzende eigenartige
Lavamasse. Diese dünnflüssige Lava deren
Austrittskonsistenz sofort auf AA-Lava umschlägt hat als
Hauptbestandteil Natriumcarbonat (Soda). Zu beobachten
war, dass diese Lava am Südkonus schon beim Austritt
perlenartige Komponenten hatte und ein minimaler
Rolleffekt aus dieser Teilviskosität entstand. Dieses
fremdartige Fliesverhalten welches sich auch akustisch
von der silikatischen wie z.B. der Etna-Lava
unterscheidet ist sehr rasant und man muss blitzschnell
reagieren um größeren Lavamengen ausweichen zu können.
Die Temperaturmessung der Chris
Tag 4. Einsturz der Brücke Die leichten Aktivitäten zogen sich noch bis in die Nacht hinein. Zugleich machte aber im Hauptkonus T56B ein lautstarker Lavasee auf sich aufmerksam, der auf einer von uns fälschlich vermuteten stabilen Lavabrücke schön zu beobachten war. Wie man auf den Photos sieht stehen wir gerade auf der Brücke. Bilder oben zeigen die bereits beginnenden Setzungsrisse des geschwächten Naturbauwerkes. Um die allgemeine Stimmung etwas bedenklicher zu gestalten nehme man eine Lavabrücke und begehe sie um 19:30, um dann festzustellen, dass diese eine halbe Stunde später komplett zusammengebrochen war. Zu unserer Überraschung existierte unter uns kein fester Sockel, sondern ein wild tobende Lavasee der einen vermutlichen Durchmesser von 15 Metern hatte. Wäre zu diesem Zeitpunkt jemand auf dieser freitragenden natürlichen Konstruktion gestanden, hätten wir ein todsicheres Barbecue gehabt. Nun war auch verständlich warum Fred Belton nach dieser Entdeckung äußerst nervös zum Camp lief um alle durchzuzählen. Sehr knapp erging es Olivier und Fabian. Sie standen noch 15 Minuten vor dem Kollaps darauf. Tag 5: Endlich freie Sicht Wie es auch sei, der Einsturz der Brücke hatte den großen Vorteil, dass man endlich frei Sicht auf den Lavasee hatte. Respektvoller als sonst nähernden wir uns wieder diesem Ort und stellten dazu noch fest das auch die Konus Wand teilweise eingestürzt war. Durch den Walhalla ähnlichen Aufbau wurden die Gurgelgeräusche dermaßen verstärkt so dass man beinahe sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Aus der Entfernung jedoch erinnerte das Geräusch an eine Meeresbrandung. Hat was Romantisches bei Vollmond! Die Bilder von Martin zeigen nach dem Kollaps den danach offen liegenden Lavasee. Links: Die abrupt endenden Fußspuren an der Kante der eingebrochenen Konuswand. Dennoch ein fabelhafter Anblick. Allmählich kommt der T58 C wieder in Schwung, was soviel bedeutet die Nacht wach zu bleiben. Vulkanwachen, die von der ersten Nacht an eingesetzt wurden, waren lebenswichtig geworden da unser er Camp im Falle eines Konusbruches binnen kürzester Zeit überflutet gewesen wäre. Fred Belton, machte diese Erfahrung 2002. Damals wurde das Küchezelt von einem Lavastrom komplett zerstört. Diese Aktion dauerte Sekunden und ließ den damals Betroffenen keine Zeit mehr diverse Accessoires zu retten. ,If you have lava in the kitchen, there is no time for bitching!’ Dieser Spruch (wird nicht übersetzt!) von Fred und Jeff hat Wahrhaftiges. Im Schlaf hätte dieses Event katastrophale Folgen gehabt. Somit liegt man nachts im Zelt und überlegt sich was zu tun wäre wenn die Meldung kommt... Tag 6: „Lava is coming to the camp!“ ..genau diesen Alarm meinte ich, und es kam tatsächlich dazu. Richard, der in dieser Nacht mit den Franzosen Olivier und Fabian im Funkkontakt war meldete diese vulkanische Attacke. Wie von der Tarantel gestochen rannte ich aus dem Zelt und war vom ersten Anblick überwältigt. Tatsächlich schoben sich zwei Lavaströme in bedenklicher Geschwindigkeit auf unsere Zelte zu. Jedoch bemerkte dass der Nachschub aus dem Konus nachließ - somit war die eigentliche Gefahr gebannt. Schnell erstarrten die Ströme und in der Geschwindigkeit in der ich zum Konus herauf rannte verloren sie ihre glühende Leuchtkraft Weitere starke Aktivität des Südkonus
T58 C Etwa 20 Meter von der Austrittsstelle waren über die ganze Nacht fast alle nahe am Geschehen postiert. Während ich mit Olivier ein wenig seitlich stand hatten Martin, Jeff, Fabian und Richard die direkte Schusslinie gewählt. Ohne große Ankündigung.. ..quoll der Südkonus über, und in rasanter Geschwindigkeit bedeckte die Lava komplett den steilen Hang. Auf minimalen Erhöhungen postiert floss die Lava um uns herum - in der Mitte gab’s dazu noch den thermisch-visuellen Stereo- Effekt. Diese Aktivität wiederholte sich noch etliche Male und setzten sich tagsüber fort Die Geschwindigkeit der abgehenden Lava kam über den Daumen gepeilt auf 10 m/sec. Ein selten schöner, jedoch kurzweiliger Anblick bot sich kurz vor Sonnenaufgang am T58 C. Durch die Lichtverhältnisse erhielt die Lava eine Erdbeer - Sorbet ähnliche Leuchtfärbung. Nur während dieser 10 Minuten waren überhaupt sinnvolle Filmaufnahmen möglich da es für die Konturen der Konen gerade hell genug – jedoch zum filmen der schwach leuchtenden Lava, noch ausreichend dunkel war.An diesem Morgen gab’s noch eine zweite Überraschung mit langen Gesichtern. Während wir auf der Südseite zwischen den Lavaströmen darbten floss während der zweiten Nachthälfte auf der Nordseite die schönste Pahoehoe Lava aus dem T49B Konus. Ohne etwas mitzubekommen staunten wir am nächsten Morgen nicht schlecht. Mist, hier muss wohl eine Menge los gewesen sein… Tag 7 Glücklicher Weise verzogen sich die Aktivitätspausen. In der Mitte grollt der Lavasee und am Südkrater bricht mal wieder die Konuswand. Dieses Mal stand ich mit Richard und Fred in der Schusslinie. Dabei floss eine so immense Masse aus dem Konus das wir um unser Leben rannten. Links und rechts schoss die Lava bereits vorbei und es stellte sich heraus dass die Hasenfußtaktik quer zum Hang die erfolgreichste war. Irgendwo lässt einem die Lava schon ein Plätzchen. Auf der Nordostseite plätscherte die 'Pahoehoe – Lava’ und schaffte tatsächlich einen Rim – Overflow. Das bedeutet die Lava überschreitet den Rand der Nordkraterplatte und sucht sich ihren Weg über die steilen Abhänge des Vulkans. Wie Wasser trat diese Masse aus den kleine . T49B, verschwand in Minitubes unter der neuen Lava um dann unter lautem Gegurgel 40 Meter weiter wieder als Springquelle aus dem Boden auszutreten. Diese Konsistenz erinnerte unweigerlich an Erdölquellen und nach den Feststellungen von Fabian sollten wir jetzt alle stinkreich sein.Das Lengai - Rot ...... ein neuer Farbton Die abfließenden Lava am T49B in der Abenddämmerung konnte Martin sagenhaft festhalten. Tag 8 Bis dahin hatten wir alle diese Ausbrüche unbeschadet überstanden. Der T58C blieb in seiner starken Aktivität konstant. Bis zum nächsten Morgen zählten wir 10 heftige Ausbrüche von denen sich einer der stärksten vor Sonnenaufgang ereignete. Das ideale Licht zum filmen und fotografieren war unweigerlich in der angehenden Morgendämmerung.
9/10. Letzter Tag, Abstieg Eine sehr zufällige Angelegenheit war, dass ausgerechnet mit der morgendlichen Aktivität der Auswurf -Betrieb eingestellt wurde. Somit war am letzten Tag eine fast ungewohnte vulkanische Ruhe eingetreten die sich in der nächsten Nacht bis zum Abstieg fortsetzte. Alles in Allem war es ein großartiges Naturerlebnis welches uns die verschiedensten Facetten des Ol Doinyo Lengai zeigte. Absolut erwähnenswert ist, dass diese starke internationale Expeditionsgruppe während dieser zehn Tage sehr fried- und rücksichtsvoll mit sich umging. Für die exzellente Organisation geht ein großer Dank an Fred Belton und der kulinarische Gruß an unseren Koch Paulo (Bild, Mitte). Mitglieder, Lengai 2004: Patrick Koster (Holl), Ge Beyers (Holl), Olivier Gruenwald (Fra) , Fabian (Fra), Jeff Brown (USA), Richard Roscoe( GB/Ger ), Martin Rietze und Thosten Böckel
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