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Fig.1 (3D-Modell vom Piton la Fournaise, ausgestellt im
Maison du Volcan Informationscenter)
Seit Monaten zeigte der Piton de la Fournaise schon
ununterbrochene Aktivität, welche sich im Dezember 2006 beim
Aufbau zweier neuer Kegel nochmals steigerte. Die
beeindruckenden Bilder im Internet motivierten Richard und
mich zu einem spontanen, 1 wöchigen Besuch. Die einzig
sinnvolle Flugverbindung zu dieser Zeit führte über
Mauritius. So kamen wir am 31.12. an und fuhren sogleich zum
Parkplatz am Trailhead zum Vulkan. Leider herrschte
hier Nebeltreiben mit starkem Niesel und Schauern. Wir
beschlossen, hier auf Wetterbesserung zu warten. In kurzen
klareren Phasen konnte deutlich das wabernde rote Glühen des
Ausbruchs gesehen werden.
Statt Sylvesterfeuerwerk in Form einer Vulkaneruption zu
erleben warteten wir also im Wagen. Um 3:00h Morgens klarte
es dann endlich auf und wir marschierten entlang des gut
markierten Bory-Trails zur Ausbruchsstelle im
Dolomieu-Krater. Um 5:00h standen wir in unmittelbare Nähe
der neuen Hornitos.
2a
2b
Wie schon auf dem Hinweg durch fehlende Glut befürchtet
war keinerlei Aktivität zu sehen, lediglich der Kraterboden
und einige Stellen an den Hornitos zeigten zahlreiche
Glutstellen. Diesen Schockzustand verarbeitend legte sich
wieder Nebel über die gespenstische Szenerie.
Ungläubig näherten wir uns weiter und betrachteten die
zahlreichen, noch glühenden Spalten (Fig.2a, b). Da wir noch
auf ein wiedererwachen hofften zogen wir uns vor dem
beginnenden Regen in eine Mulde neben dem frischen Lavastrom
zurück. Während der nächsten Stunden wurde uns klar, dass
wir das Pech hatten eine 4 Monate andauernde Eruption
um etwa 2 Stunden zu verpassen. Zudem wurde der Regen
stärker, durch die Bodenhitze entstehender Dampf hüllte uns
komplett ein. Trotz Regen mußten wir nun Umkehren, so oder
so würden wir bis auf die Haut naß werden.
Insbesondere der durch den starken Wind aufgepeitschte
Regen drang durch alle Ritzen und durchnässte auch die
gesamte, völlig umsonst mitgetragene Kameraausrüstung. Die
Monotonie des Nebels wurde nur durch das eigenartig
schmatzende Geräusch der völlig durchnässten Schuhe
aufgelockert. Nach 2 Stunden gelangten wir so zum Auto und
fuhren sofort nach Bourg Murat, wo wir uns in einem Bungalow
einmieteten (Fig.3a). Dort blieben wir zwei Tage, in
welchen wir den vorbeiziehenden Zyklon Clovis abwarteten.
Die ersten Ausläufer waren für unser 'feuchtes' Erlebnis
verantwortlich. Dennoch wurde uns nicht langweilig, da
in der feuchten Luft und ohne Heizung (welche hier im Sommer
nicht angeschalten ist) das Trocknen der gesamten Ausrüstung
einer Sysiphusaufgabe glich. Abwechslung boten auch die
immer wieder wechselnden Beschlagsmuster an der Innenseite
von Richards Objektiven.
3a
3b
Danach fuhren wir wieder zum Vulkan hoch. Die Sonne kam
heraus und wir konnten die Landschaft bewundern (Fig. 4a, b,
c, d).
4a
4b
4c
4d
Da wir erst Mittags ankamen waren viele Besucher
unterwegs und entsprechend wurde der Weg kontrolliert. Eine
direkte Annäherung an die Hornitos war dadurch nicht
möglich. So beschlossen wir, bis abends abzuwarten und
unsere Sachen in der Sonne vollends abzutrocknen (Fig.3b).
5a)
5b)
5c)
Die Sicht am Nachmittag war gut (Fig.5a, b, c (Formica
Leo cinder cone, formed 1753))), aber rechtzeitig zum Abend
kam der Regen zurück. So mußten wir nach einem Essen im Gite
de Bellecombe (Berghütte) wegen Regen und Nebel wieder
weiter hinabfahren. An einem kleinen Informationsschutzbau
neben der Straße versuchtebn wir zu Biwakieren und auf
besseres Wetter zu warten, allerdings vertrieben uns die
enorm stark werdenen Gewitter doch wieder ins Auto.
6a)
6b)
6c)
6d)
Am nächsten Tag drehten wir eine Runde um den Südteil
der Insel, dabei besuchten wir den Foret de Bebour-Wald mit
der typischen Reunion Flora (Fig.6a, 6b), den Grand
Etang-See (Fig.6c), die Pont Suspendu Hängebrücke (Fig.6d -
1894 fertiggestellt) und die ausgedehnten Lavafelder, welche
vom PdlF nach Osten zum Meer reichen. In den wenigen Jahren
seit meinem letzten Besuch entstanden hier enorm viele neue
Lavaflüsse. Diese bestehen auch aus Aa und Stricklava
(Fig.7a, b, c, d).
7a
7b
7c
7d
Am letzen Tag begannen wir dann doch noch den Aufstieg
zum PdlF um 3:00h. Mit wenig Gepäck war die Strecke in nur
etwas über einer Stunde zu machen. Obschon das Wetter
wieder unstabil schien gelang es mir doch, das neu
entstandene Gebiet allein zu durchqueren. Ein unheimliches
Gefühl direkt zwischen den noch glühenden Hornitos auf der
instabilen und brüchigen Lava. Eigenartige
Entspannungsgeräusche mischten sich unter das Krachen der
unter meinen Füßen nachgebenden, noch heißen Lavaplatten.
Zumindest ein Hornito hatte noch Verbindung mit dem Schlot,
extrem heiße Gase erleuchteten das innere von Hohlräumen und
Spalten (Fig.8a, c-h).
8a)
8b)
Nach der Durchquerung traf ich wieder auf Richard, zu
zweit bestiegen wir noch den eigentlichen Gipfel mit Blick
auf den Bory-Krater (Fig.8b). Danach gingen wir vorbei an La
Soufriere zu einigen alten Hornitos an der Wegkreuzung am
nördlichen Vulkanhang (Fig.9a, b (Chapelle de Rosemont)).
8e)
8c)
8f)
8d)
8g)
8h)
9a)
9b)
Nach der Rückgabe des Wagens in St. Pierre wollten wir
den gebuchten Abendflug nach Mauritius nehmen. Wie
eigentlich nicht anders zu erwarten folgte uns unsere
'Glückssträhne' auch bis hierher, der Flug wurde annulliert.
Der Grund dafür war ein Käfer (Hoplochelus marginalis
(Fig.10b)), welcher als Zuckerrohrschädling gilt.
Dieser erreichte Reunion von Madagaskar aus in den 70er
Jahren und verteilte sich über die ganze Insel. Dessen
Larven schädigen die Zuckerrohrwurzeln stark. Da die
erwachsenen Käfer kurz nach der Dämmerung fliegen könnten
Flugzeuge diese verschleppen. Mauritius verbietet daher
Flüge nach 18:30h, unser letzter Flug hatte etwas Verspätung
und daher keine Chance. Daraus erklärt sich auch, warum wir
hier noch problemlos Tickets bekamen...
10a)
10b)
Letztlich sprang doch noch eine freie Hotelnacht heraus
und nach langem Diskutieren zwei Plätze beim Morgenflug
(Fig.10a), dafür mußten zwei andere Passagiere dran glauben.
Unser Druckmittel war auch der Münchenflug, welcher nur
einmal pro Woche stattfindet.
Zumindest das Ende der Reise fand damit einen
glücklichen Abschluß. Es bleibt die Hoffnung auf mehr Glück
beim Nächstenmal.