Ecuador, Vulkan Sangay

M. Rietze, Th. Boeckel ,  (4.-12. Januar 2006)

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Startpunkt dieser 'Sangay Expedition' war das abgelegene Bergdorf  St. Eduardo etwa 50 km südlich von Riobamba gelegen. Für die gesamte Wegstrecke von 120 km wurden neun Tage Fußmarsch eingeplant. Da um den Sangay die eh schon feuchte Witterung auf längeren Regen umschlagen kann wurden zwei Schlechtwettertage als Reserve berücksichtig. Somit wurden zum Transport des Proviants noch drei Pferde eingestellt. Während wir den Kleinlaster abluden versammelte sich das ganze Dorf um uns herum und alle gucken gespannt auf das Geschehen.

     

Beim Versuch Kleinecuadorianer zu fotografieren stellten sich die weiteren Bewohner unaufgefordert und blitzschnell dazu, und zwar in einer Reihe fast der Größe nach. Ein wirklich netter Beginn für diese Tour und man bekommt bei diesen sehr gastfreundlichen Menschen ein wirklich positives Gefühl zu einem erneuten Start ins Unbekannte.( Die Reventador Tour war erst vor zwei Tagen beendet worden)

     

Tag 1: Die Wegstrecke führte am Anfang durch tiefe Täler und wechselte dann in ein mit Paramongras üppig bewachsenes Hochland. Hierbei bewegte man sich ständig zwischen 3500 bis 4000 Höhenmeter. Das erste Camp wurde erst mal mit einem heftigen Regenguss begrüßt, jedoch sind in der Trockenzeit die Wetterkapriolen so gestaltet, dass der Sonnengierling einmal pro Tag den Stern sehen darf. Auf dem rechten Bild richtet Alberto das Zaumzeug für die Pferde, die er morgen erstmal zwei Stunden in der großen Weite suchen wird.

        

Tag 2: Nach der Überquerung des ersten Passes standen wir zum erst mal gebannt vor dem gewaltigen Konus des 5230 Meter hohen Sangay. Etwa 1500 Meter ragt der noch 20 Kilometer entfernte Konus aus der Hochlandschaft heraus und lässt die unzählig vorgelagerten Bergrücken von etwa 4000 Meter Höhe, wie unscheinbare Hügel wirken.

              

Wir erreichten das zweite Camp 'Plauz Bamba' und bewunderten erst mal die ecuadorianische  Hüttenbaukunst. Die von den ansässigen Bauern genutzten Hütten machten einen sehr stabilen Eindruck und die Strohdächer hielten außerordentlich dicht. Das zweite Bild von Rechts zeigt unseren Bergführer Fausto und Alberto beim Zubereiten des Abendessens. Mit einfachen Kochgelegenheit zauberten die beiden jeden Abend ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Essen auf den Tisch. Gut war's auch!

              

Tag 3: Auf der letzte Etappe, so wurde uns versprochen sollten Schlammcanyons und unzählige Bachdurchquerungen dominieren. So kam es dann auch. Bei der Durchquerung dieser Passagen lernt man die Trockenzeit zu schätzen. In Regenzeiten sind solche Schlammrutschen sehr schwer zu begehen und in ungünstigsten Fällen wird man zu kilometerweiten Ausweichruten gezwungen. Ein Durchkommen ohne einen erfahrenen Guide ist in diesem Labyrinth keinesfalls mehr möglich. Bei einer länger anhaltenden Schlechtwetterphase irrt man geradeaus ins Verderben. Somit gelten einige Tourengeher bis heute als verschollen. 2Rechts: Ein Tapirschädel schmückt das Willkommensschild an dem Basiscamp La Playa.

     

Wir bewundern den Konus des Sangay und hoffen nun gespannt ob der aktivste Vulkan Südamerikas langsam mal eine Regung zeigt.

   

Sangay in der Abendstimmung und wir befürchten das Schlimmste.

       

Die Nacht setzt ein, und wir warten weiterhin auf ein Rauchzeichen aus der Gipfelgegend. Leider war immer noch nichts zu erkennen. Nachdem Digitalkameras ja schon fast wie Restlichtverstärker arbeiten, versuchten wir durch lange Belichtungszeiten bei 1600 ASA wenigstens den roten Schein herauszuquetschen.

   

Das Ergebnis war 100% mager und wir konnten uns damit abfinden das der Vulkan wie schon angekündigt in eine große Ruhepause eingetreten war. Einheimische erzählten uns das die letzte Aktivität bereits 2 Monate zurücklag. Wenn schon nix Rotes dann  musste eben die große Magellansche Wolke herhalten. Deutlich mit bloßem Auge war sie tief im Süden zu sehen, und erstaunlicher Weise gelangen einige passable 500mm Fotos ohne Nachführung.

        

Tag 4/5: Wir erklimmen den Sangay und nach einer Schneesturmnacht auf dem westlichen Gipfelteil konnten wir gegen 6:00 Uhr morgens den freien Blick über Ecuador genießen. Richtung Nordwesten spitze der Chimborazo durch die  dicke Wolkendecke hervor.

     

Erstaunlich, was von unten wie eine eng begrenzte Bergspitze ausgesehen hatte entpuppte sich als weites Kraterareal mit Fumarolentätigkeit. Wir stiegen die restlichen 30 Höhenmeter zum aktiven Ostkrater auf und sahen uns besorgt den schneebedeckten Kraterboden an. Somit war uns endgültig klar,- Nix mehr los hier, der Vulkan schläft!

      

Anzumerken ist noch das wir während des Aufstiegs die unangenehme Bekanntschaft mit dem absolut gefährlichen Steinschlag machten. Aus der Gipfelregion lockerten sich immer wieder Felsen bis zu einer Größe von 50 cm, und erhielten auf den steilen Flanken eine dermaßen Geschwindigkeit, das ein Aufstieg bei Nebel der reinste Selbstmord währe. Es ist lebenswichtig während der gesamten Aufstiegszeit die Flanke nach oben zu beobachten, da diese fiesen Geschoße zum Teil über die gefrorenen Aschefelder lautlos abgehen. Das gleiche gilt auch für den Abstieg, wobei in den frühen Morgenstunden die Felswände noch gefroren sind und somit der Steinschlag merklich abnimmt.

     

Tag 6/7/8: Die Natur ist überwältigend und je weiter man sich wieder vom Sangay entfernt erhält die Hochlandflora mit den unzähligen Paramograsbüschel wieder ihren typischen Charakter. Die Zivilisation meldete sich auch wieder zurück und die ersten einheimische Bauern begrüßen uns mit viel Freude.

   

Wieder angekommen in der Comunidad Eduardo, bat mich die Lehrerin den Kleinen erst mal zu erzählen wie das so ist wenn man einen Vulkan wie den Sangay besteigt. Mit großen Augen lauschten sie meinem spanischen Herumgestöpsel und ich wette die haben nicht ein Wort verstanden. Tja, erinnert mich irgendwie an meine Schulzeit.....

Volcan El Reventador

 

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 ©2006 photos  by Th. Boeckel (tb),  Martin Rietze (mr) , last modification 16.2.2006


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