Der Himmel über Südbayern

Die Auswirkung des stärksten Sonnensturmes seit 14 Jahren zeigte auch uns ein

Polarlicht (Aurora borealis)  

30/31.Okt. 2003  22:00 -22:30h / 0:10 - 0:30h MEZ

Nachts wenn alle schlafen.....


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Aufgenommen in Germerswang / Fürstenfeldbruck bei München von Th. Böckel in Richtung NNO,

Minolta SRT 101, 50 mm Normalobjektiv, Fuji 400 Color, Bel. 30 sec bis 45 sec ?

 Die Ortschaft Stefansberg im Vordergrund

Nach Aussagen von Polarlichtbeobachtern, war dieses Nordlicht in den vergangenen Jahrzehnten in seiner Dimension eines der bisher hellsten in Südbayern. Ungefähr alle 20 - 40 Jahre tritt in unseren Breitengraden solch ein Polarlicht in dieser Intensität auf. Im Schnitt sind Polarlichter wegen der wiederkehrenden Sonnenmaximas alle 11 Jahre häufiger zu sehen. Frau Wenzel (Germerswang) konnte seit 35 Jahren nicht annähernd eine solch großartige Himmelserscheinung erleben. Vermutlich war es das hellste und intensivste Polarlicht das in Südbayern jemals zu beobachten war. Der KP Index betrug 9o*

Ein wenig Glück braucht man schon auch...

Noch ahnungslos fuhr ich am 30.10.2003  von Fürstenfeldbruck in Richtung Germerswang, wobei ich gegen 22:00 h ein auffälliges grünliches Leuchten am gesamten nördlichen Horizont bemerkte. Erstmal ???, dann fielen mir die Radiomeldungen einer erneuten Sonneneruption ein. Vermutlich war dies ein Polarlicht. Nachdem ich auf einer Koppel in Germerswang stand fing östlich dazu noch ein rotes Dimmen an. Eiligst, beinahe in Lichtgeschwindigkeit fuhr ich zurück ins Dorf  um die Fotokamera zu holen. Mit 100 Sachen schoss ich wieder den Feldweg auf einen Hügel herauf. Just in dem Moment als ich Stativ und Fotoapparat positionierte begann um 22:15h erneut das himmlische Schauspiel.

Über dem türkisblauen Horizont ragte ein intensiv roter Schleier, in dem weiße bis intensiv orange scheinende mächtige jedoch in sich filigrane Säulen, die leicht Richtung Süden geneigt waren standen. Das ganze Schauspiel dauerte etwa 20 Minuten, wobei die Intensität und Form des Nordlichtes sich ständig änderte. Die Aurora war so hell das sich auf dem lehmigen Acker der grüne und rote Schein reflektierte.

Zu diesem Glück kam dazu, das ich noch zufällig einen 400 ASA Film griffbereit zu Hause hatte, der Himmel absolut wolkenfrei war und sich das Ganze in einem stockdunklen Bereich (Lichtverschmutzung München / Augsburg) abspielte.

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Bei diesen Aufnahmen ist das gesamte Größe des Nordlichtes und der rote Saum rechts zu sehen.

Den Fotoapparat etwas mehr nach Norden geschwenkt zeigt den intensiven grünbläulichen und roten Schein. Die untere grünblaue Zone hatte etwa die Höhe einer Handbreite. ( ca. 10° über Horizont). Der rötlich Teil ragte bis zu 35° in den nächtlichen Himmel. Zum Teil waren die Lichtsäulen so stark, dass sogar die hellsten Sterne im Hintergrund verschwanden.

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Aufnahmen mit einem 28 mm f: 2,8 Weitwinkelobjektiv, Fuji 400 Color, Belichtungszeit 60 sec;  Photos T.B.

Die Polarlichter nach Mitternacht am 31.10. von 0:10 - 0:30h konnten nur noch teilweise durch den stark bewölkten Himmel beobachtet werden.


 Kommentare und Berichte

Es war ein Schauspiel am Himmel, wie es die wenigsten bisher in Bayern erlebt hatten: Spektakuläre Polarlichter tauchten das Firmament in rote und grüne Farben, wie man es gewöhnlich nur in nordeuropäischen Breiten zu sehen bekommt. Diesmal war das Phänomen bis nach Oberösterreich und Tirol zu sehen. Ausgelöst hatten es die anhaltenden Sonnenstürme der vergangenen Woche.

Beobachter beschrieben grün-weiß wabernde Polarlicht-Vorhänge, knallrote Leuchtgebilde und züngelnde weiße Streifen. "Es war, als ob der Himmel brannte". "Der Himmel glühte, und darüber hinaus schossen wie in einem Spielberg-Film  weiße Säulen Richtung Zenit", erzählte ein anderer Anrufer.

Auch den Arbeitskreis Meteore in der Vereinigung der Sternenfreunde erreichten zahlreiche Polarlicht-Berichte, unter anderem aus Oberösterreich und Tirol. "Die Beobachtungen waren für unsere Breiten recht spektakulär", sagte der Sprecher der Sternenfreunde Wolfgang Steinicke. Das Phänomen sei bei uns - wenn überhaupt - sonst nur wie ein entferntes Wetterleuchten zu beobachten.

Das 1. Polarlicht ca. 22.30 von Eichenau aus gesehen. Luftlinie ca. 10 km südöstlich von meinem Standort aus.

     

Diese Aufnahme entstammt aus einer Serie von 500 Digitalbildern. Martin Rietze legte bei diesen Beobachtungen Wert darauf, dass die  Bewegung des Leuchtphänomens gezeigt wird. In Zeitraffer wurden diese Bilder vom ZDF zu einem 30 Sekunden langem Film zusammengestellt und noch am Freitag des 31.10.2003 im heute Journal ausgestrahlt. Der Link zum ZDF heute Journal ist im unteren Teil dieser Seite.


Grundlegendes zu Sichtungen von Polar- oder Nordlichtern (Aurora Borealis) in mittleren Breiten

KP Index*: Grob beschrieben können ab KP 5-6 (G1/2 Sturm) in Norddeutschland  bereits visuell  Polarlichter beobachtet werden. Bei einem KP Wert von 7-8 (G3/4 Sturm) oder darüber auch in Süddeutschand (Alpen bis Südeuropa). Unter anderem sind Dichte und Geschwindigkeit der Flares oder CME's (erdgerichtete Massenausstöße auf der Sonne) sowie Corona Holes (" sog. Löcher" in dem Magnetfeld der Sonne wobei ungehindert Masse entweichen kann) relevante Parameter für die Stärke der Sonnenstürme und somit für eine erfolgreiche visuelle Sichtungen ausschlag gebend. Allerdings ist der Bz-Wert welcher die Nord-Süd Ausrichtung des Erdmagnetfelds beschreibt (PL im Mai 2024, Bz ca -50nT, je niedriger desto effektiver) ausserordentlich wichtig. Ist dieser zu schwach können die mitgereisten Protonen eines Sonnensturms nicht tief genug in das Erdmagnetfeld eindringen. Ausgelöst wird das Leuchtphänomen übrigens durch 'animierte' Sauerstoff- und Stickstoffatome. Sauerstoff erscheint bis ca. 100 km in  grünlichen und ab ca. 100–200 km in rötlich bis orangen Farbtönen. Stickstoffatome zeigen bis ca. 300 km Höhe eher selten violette oder blaue Farben.


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