Cinema & Gif
Vulkan
Rinjani, Lombok
Mangels
besonderer Vulkanausbrüche anderswo auf der Welt beschloss ich, doch
schon wieder nach Indonesien zu fliegen. Zunächst war der Rinjani
auf Lombok immer noch aktiv, da sich dessen Besuch bei der letzten
Tour zeitlich nicht mehr einbauen ließ sollte sich nun die
Gelegenheit dazu ergeben. Hauptanlass aber waren die Vulkane Ibu und Dukono auf Halmahera,
diese sollten nach mehreren Quellen zumindest zeitweise aktiv sein.
Zudem interessierte mich dieses abgelegene Indonesien, welches sich
vom eng besiedelten Java grundlegend unterscheidet. Hier gibt es
noch Stämme in den Regenwäldern, welche völlig abseits der
Zivilisation leben. Leider gab es bei dem wie üblich sehr engen
Zeitplan keine Gelegenheit, Flora und Fauna genauer kennen zu
lernen. Ja nicht einmal ein Tag an den wunderschönen und einsamen
Stränden ging sich aus.
Zuerst ging es
aber alleine nach Lombok.
Hier sollte
eine Nacht an der Kraterkante für die inzwischen recht schwache
Aktivität des Rinjani reichen. Mit obligatorischem Guide und Porter
ging es von Senaru auf der klassischen Trekkingroute auf 2600m zum
Rim.
Dort ist auch
der allgemeine Lagerplatz wo auch andere Touristen den umfassenden
Blick auf den Kratersee Segara Anak mit darin befindlichem jungem
Schlackekegel Gunung Baru genießen.
Dieser schob
über die letzten Monate eine neue Lavalandzunge in den See, derzeit
sah man noch einen zähen Aa Lavastrom und einen glühenden Schlot an
seinem Hang. Die Ausgasungen erzeugten durchaus Lärm, aber es waren
keine Strombolianischen Auswürfe mehr zu beobachten.
Nach dem
Abstieg lohnt immer wieder der Abstecher zu den Wasserfällen nahe
dem Bergdorf Senaru, eine willkommene Auffrischung.
Vulkan Ibu,
Halmahera
Tags
darauf ging es mit der etwas klapprigen Fähre nach Bali. Dort gibt
es gute Flugverbindungen nach Sulawesi und seit neuesten mit
Propellermaschine direkt weiter nach Kao auf Halmahera. Nun reiste
ich in Begleitung von Alain (siehe auch letzte Indonesientour),
dieser wollte nach vielen Jahren auch wieder einmal Halmaheras
Vulkane sehen und die Veränderungen dokumentieren.
Erst jetzt
nach abklingen der blutigen Unruhen ist das bereisen von Halmahera
wieder problemlos. Jedoch muss man sich klar sein, dass abseits der
Städte kaum Englisch gesprochen wird und es keine Verkehrsmittel
über größere Distanzen gibt. Tourismus wird eher kleingeschrieben,
hier erregt man noch wirkliches Aufsehen als Weißer in einem
Einheimischendorf.
Daher hier
nochmals vielen Dank an Alain für die große Hilfe diesbezüglich.
Da die eingesetzte Maschine nicht wie erwartet in die Hauptstadt
Tobelo sondern 2 Fahrstunden weiter südlich nach Kao mitten ins
Nichts. Weiter existiert die direkte Straßenverbindung von dort zum
Vulkan Ibu mit gleichnamigen Ort Ibu nicht mehr, ein Opfer der
Regenzeiten. Daher mussten wir 8 Stunden lang der ganzen Ostküste
entlang umfahren, und das gleich mit einem spontan ausgehandelten
Privatfahrzeug da keine Bemos o.ä. solche Distanzen ohne
Mehrtagesreise verfügbar sind. Nichtsdestotrotz kommt man irgendwann
am Straßenende an und verhandelt mit dem Chief of the Village über
Besteigungserlaubnis und Guide mit Porter.
Die lange Zeit mit kaum
Besuch aus dem Ausland schafft inzwischen härtere Bedingungen am
Berg, die Route muss manchmal mit der Machete neu definiert werden.
Für Europäer ist der Anstieg im Gebüsch des Steilwaldes bei
tropischem Klima durchaus
spannend.
Der komplett zugewachsene Kraterrand ist teilweise verkohlt, durch
die heiße Lava des wachsenden Doms entstehen dauernd kleine
Buschbrände. Diese verkohlten Stumpen erzeugen eine wahrlich
gespenstische Szenerie. Das Freischlagen eines Durchblicks und der
Zeltplätze war eine stundenlange Knochenarbeit, glücklicherweise
hatten wir einen bärenstarken Guide dabei.
Der Krater hat
sich über die letzten 10 Jahre mit einem riesigen Dom gefüllt.
Dieser besitzt etliche Austrittspunkte, aus denen Asche und Gas mit
strombolianischen Auswürfen begleitet austritt. Während unserer
Anwesenheit waren jedoch nur zwei aktiv, die Einheimischen berichten
von zeitweise bis zu 6 gleichzeitig aktiven.
Das Erlebnis
liegt hier in der Ursprünglichkeit und Einsamkeit dieses Vulkans, in
den letzten Jahren haben nur wenige Ausländer den Kraterrand
besucht. Da lässt sich die relativ geringe Aktivität verschmerzen,
der Vulkantypus und seine Eigenheiten sind dennoch gut erkennbar.
Interessanterweise gehen die Einheimischen in den Dörfern am Fuße
des Ibu recht sorglos damit um. Immerhin kann der Dom in den
nächsten Jahren ohne weiteres über den Kraterrand wachsen.
Nach zwei Nächten ging es wieder hinab, zwar war das Wetter durch
den aufkommenden El Nino unüblich trocken, dennoch verhinderten
Nebel, Hochwolken und der hartnäckig verwachsene Kraterrand
ausgefeilte Aufnahmen.
Vulkan
Dukono, Halmahera
Nun hieß es wieder 8 Stunden lang in die falsche Richtung fahren, da
Tobelo sonst nur zu Fuß erreichbar wäre. Schon von weitem sahen wir
eine enorme schwarze Wolke und glaubten zunächst an einen Waldbrand.
Diese stellte sich später als Dukono-Aschewolke heraus. Um keine
Zeit zu verlieren versuchten wir mit Unterstützung vom vulkanischen
Observatorium aus mit Verhandlungen des lokalen Bürgermeisters den
eigentlich gesperrten Dukono zu organisieren. Dies gelang scheinbar
problemlos. Lediglich am nächsten Tag warteten wir dann vergeblich
auf unser Geländefahrzeug und die Guides/Porter. Keiner wollte zum
Dukono, das lag natürlich zuerst am Ramadan, welcher hier in der
islamischen Region sehr ernst genommen wird. Aber auch daran, dass
der Dukono seit einiger Zeit wieder eine große Aschewolke ausstößt,
welche sich dutzende Kilometer weit über das Land ausdehnt.
Was das
bedeutet wurde mir wenig später sonnenklar, die anfängliche Freude
nach mehrstündigem Warten doch noch Guides und ein Geländefahrzeug
aufgetrieben zu haben sollte sich schnell wandeln. Denn mit jedem
Kilometer, welchen man sich dem Vulkan nähert liegt mehr Asche auf
den Büschen und Bäumen, welche bei der kleinsten Berührung in
Kaskaden herab fällt. Dann streikt auch noch der Toyota, Filter
dicht, Motor Totalschaden. Der Fahrer kann's nicht glauben und füllt
den Treibstoff ohne Umwege direkt in den Motorblock, keine Chance.
Zu Fuß geht es
nun weiter, schon nach 100m sieht man nicht mehr aus wie ein Mensch,
die Asche legt sich in jede Pore und bildet eine durchgehende
Schicht. Findet man anfangs noch Pfützen zum waschen, gibt man das
bei weiter steigender Aschedichte irgendwann auch auf. Im nachhinein
wundert es mich warum überhaupt ein Guide mitgeht... zumal die
unübliche Trockenheit zusammen mit der Asche die normalerweise
vorhandenen Wasserstellen verschwinden ließ. Am Ende der
Vegetationszone bietet eine ebene Fläche eines alten Kraterbodens
eine ideale Campgelegenheit. Für Abwechslung vom abschütteln der
ständig fallenden Asche von den Zeltwänden sorgen aggressive Ratten.
Dukono Siff, Photos
oben Mitte und untere Reihe von Alain de Toffoli
Diese dringen
durch kleinste Ritze in den Zelten, laufen über die schlafenden und
wollen da gar nicht mehr heraus... sogar Bisswunden waren zu
verzeichnen. Eine kurzfristig bessere Windsituation erlaubte einen
Aufstieg zum Kraterrand, überraschenderweise war die Asche dort nur
knietief und man konnte tatsächlich bis an den scharfen Grat.
Eine fast
unwirkliche Situation, die tiefe Sonne zaubert in den Aschedünen ein
goldgelbes Licht, die Aschefahne zieht empor und weit ins Land
hinaus, unter mir 200m tiefer in der Mitte des Kraters ein einziger
Schlot mit enormen Überdruck, der Lärm ist so laut dass es in den
Ohren schmerzt und der Boden vibriert oftmals.
Nachts bei
Vollmond sieht man auch die glühenden Schlacken, welche dieser
Schlot auswirft. Jedoch ist es außerordentlich schwer, freie Blicke
abzuwarten. Fast immer steht man direkt in der Aschewolke, die
Kamera altert um Jahre, die Augen und Lungen sind voll Asche.
Insgesamt
waren es in den zwei Tagen und Nächten nur insgesamt wenige Minuten
(!) mit wirklich freiem Blick in den Krater. Wie am Ibu sind daher
ausgefeilte Bilder kaum zu bekommen. Nach dem Rückmarsch treffen wir
wieder auf unseren Fahrer-samt Fahrzeug. Er hatte es in den letzten
beiden Tagen nicht mehr flott bekommen. Wir schieben gemeinsam noch
eine Stunde umsonst damit herum und brauchen unsere letzte
Wasserreserve auf-und machen uns danach gemeinsam doch zu Fuß in der
Mittagshitze auf. Am Abend ist dann in Tobelo Trinken und Hotel
angesagt. Fazit dieser Reise: ein tolles Abenteuer, das ich nicht
missen möchte. Zum Beispiel die Erfahrung wie dreckig und durstig
man werden kann und doch noch gefallen daran findet. Und vor allem
der unauslöschliche Eindruck, wieder mal körperlichen Kontakt mit
der Urgewalt Vulkanismus in einer für mich fremden Gegend zu haben.
Auch
wenn es diesmal unter den gegebenen Bedingungen nicht möglich war,
das optimale Bild zu erwischen. Nur zu schade, nicht mehr Zeit für
die Fauna, die Einheimischen und die Strände zu haben. Zum Beispiel
sieht man riesige tropische Schmetterlinge und Nashornvögel
überraschend oft, mehr Zeit auch für solche Dinge würden sich sehr
lohnen. Vielleicht beim Nächsten Mal.